HV06: Neuronen und Narrative - Wie Geschichten unser Gehirn formen und warum der Mensch sie braucht
Der Mensch ist ein erzählendes Wesen. Von den frühesten Höhlenmalereien über Mythen und Märchen bis hin zu den Geschichten, die wir uns tagtäglich selbst erzählen, prägt das Erzählen unser Denken, Fühlen und Handeln. Doch warum brauchen wir Geschichten? Was macht sie so mächtig, dass sie ganze Kulturen formen und individuelles Verhalten lenken können? Neuere Erkenntnisse der Neurowissenschaften und der Kognitionsforschung zeigen, dass das Erzählen nicht bloß Unterhaltung ist, sondern tief in den Funktionsmechanismen unseres Gehirns verankert ist. Der Mensch konstruiert seine Wirklichkeit, indem er die Welt nicht nur durch Sinnesreize erfasst, sondern durch Narrative interpretiert und Sinn schafft. Der Mensch erzählt nicht einfach, um zu erzählen – er erzählt, um zu überleben.