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HV02: „In die Hände legen“ – Neurowissenschaftliche Erforschung einer Embodiment-Technik zur Regulation emotionaler Erinnerungenltigungskompetenzen

Das „In die Hände legen“ ist eine Weiterentwicklung einer hypnotherapeutischen Intervention, die auf Ernest Rossi, einen Schüler Milton Ericksons, zurückgeht. In der Variante von Sinosomatics werden Patient:innen angeleitet, Gedanken, Emotionen oder Symptome symbolisch in ihre Hände zu legen. Dabei entstehen häufig leibliche Empfindungen wie Wärme, Schwere oder Spannung, die psychosomatische Zustände widerspiegeln oder als Zugang zu unbewussten, vorsprachlichen Bereichen der Psyche dienen können. Diese Empfindungen können durch therapeutische (Selbst-)Stimulation wie Massieren, Erwärmen oder Ausschütteln der Hände moduliert werden und bieten somit einen effektiven therapeutischen Zugang.
Um die leiblichen Phänomene des „In die Hände legen“ besser zu verstehen, haben wir ein Verhaltens- und ein fMRT-Experiment mit 30 gesunden Proband:innen durchgeführt.
Zunächst notierten die Teilnehmenden positive und negative autobiografische Erinnerungen, die später im Experiment reaktiviert wurden. In einer leichten Trance wurden sie gebeten, eine spezifische Erinnerung zu aktivieren, die damit verbundene Emotion verbal zu beschreiben und auf etablierten Skalen zu bewerten. Anschließend richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf ihre Körperempfindungen, bevor sie die assoziierte Emotion symbolisch in ihre linke Hand legten. Die Empfindungen hinsichtlich Gewicht, Temperatur, Größe und Präsenz des Arms sowie dessen gefühlte Zugehörigkeit zum Körper wurden erfasst. Daraufhin wurde die Hand mit einem Dermaroller stimuliert, und die Teilnehmenden wurden erneut befragt. Abschließend fertigten sie digitale Zeichnungen ihrer Empfindungen und ihres Körperschemas an.
Im fMRT-Experiment wurde ein ähnliches Design verwendet, wobei jede emotionale Erinnerung zweimal präsentiert wurde, um Veränderungen in der Intensität der Emotionen zu vergleichen.
Die Verhaltensdaten zeigen, dass das „In die Hände legen“ zu signifikanten Veränderungen der leiblichen Wahrnehmung der Hand und des Arms führt. Besonders auffällig waren starke Veränderungen des Körperschemas im Sinne einer Verkürzung des Arms, die vor allem bei negativen Erinnerungen auftraten. Vorläufige Ergebnisse des fMRT-Experiments zeigen zudem, dass die Intensität negativer Emotionen bei der Reexposition signifikant geringer war, wenn die Erinnerung zuvor in die Hände gelegt worden war, im Vergleich zu keiner Intervention.
Dieser Vortrag beleuchtet die theoretischen, phänomenologischen, sowie neurowissenschaftlichen Hintergründe dieser Technik und zeigt, wie sie als innovatives Werkzeug zur Regulation emotionaler Erinnerungen in der therapeutischen Praxis eingesetzt werden kann.