Dr. Timo Nolle
Erziehungswissenschaftler, systemischer Therapeut (SG), Gründer von „mein-prüfungscoach.de“ und der Fortbildung PAC®, Lehrer für systemische Beratung (SG), hat 12 Jahre an der Universität Kassel (Zentrum für Lehrerbildung) geforscht und gelehrt. Er ist im Lehrteam des Systemischen Instituts Mitte/Kassel und führt eine eigene Praxis für Prüfungs- und Auftrittscoaching. Seit 2007 leitet er Fortbildungen zu unterschiedlichen Bildungs- und Beratungsthemen. 2013 promovierte er zur Frage der Eignung für den Lehrerberuf und der Entwicklung psychosozialer Kompetenzen von Lehrkräften. Seit 2014 ist er spezialisiert auf Therapie und Beratung in komplexen Lern- und Leistungssituationen und bildet Psychotherapeuten, (Studien-)Berater, Lehrkräfte und Menschen anderer Berufsgruppen aus. Er ist Autor zahlreicher Publikationen und hält bundesweit Keynotes und leitet Seminare an Universitäten, Schulen, Fortbildungsinstituten und Unternehmen.
Workshops:
W031: Bin ich muttiviert oder vativiert? Arbeiten mit Motivationskrisen, Prokrastination und Entscheidungsschwierigkeiten (Demos und Übungen)
Prokrastination und (Arbeits-)Blockaden sind sehr häufige Gründe für Therapie und Beratung. Insbesondere bei Klienten im Kontext Beruf, Schule, Studium und Ausbildung verbergen sich unter dem Deckmantel der Begriffe Prokrastination und Motivationskrisen meist ein komplexes Gewebe aus hemmenden Glaubenssätzen und Loyalitäten im Familiensystem, Sinnkrisen, Zukunftsfragen, früheren Bildungserfahrungen und Frustrationen sowie motivationalen Ambivalenzen. Auslöser sind häufig bedeutsame Änderungen im Lebenskontext. Z.B. ist ein Schwellenübergang, egal ob zu Beginn oder am Ende von Schul-, Beruf oder Studienzeit, immer auch mit persönlichen unhintergehbaren Entwicklungsschritten verbunden, die oft große Unsicherheit auslösen, wenn Weichen gestellt werden müssen, ohne das Ziel der Reise kennen zu können. Denn an den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser (Charlie Chaplin), somit bleiben vielen Menschen an der Kreuzung stehen…
Die therapeutische Kunst besteht darin, den Klienten für diese existenziellen Themen Freiraum zur Reflexion zu bieten, gleichzeitig jedoch in der Steuerung zu bleiben und den Prozess aus dem Kopf in den Körper zu holen. Denn mit dem Kopf wird meist schon vor der Therapie viel gedacht und manchmal auch zu viel. Aber was ist überhaupt das Ziel einer solchen Therapie? Wer bestimmt das Ziel? Wer will in der Therapie was und wie viel von wem? Die therapeutische Falle besteht darin, den Klienten bewegen und motivieren zu wollen. Daher gilt die Regel: Wer weniger will, hat die Macht!
Ausgehend von der Selbstbestimmungstheorie (Deci/Ryan), der Prozess- und embodimentfokussierten Psychologie (Bohne), der Zielpyramide (Storch) und Erkenntnissen aus der Risiko- und Entscheidungsforschung (Gigerenzer) werden im Workshop auf der Basis des Konzepts PAC (Prüfungs- und Auftrittscoaching, Nolle) konkrete Denk-, Handlungs- und Erklärungsmodelle angeboten. Im Workshop werden wir mit dem Körper, mit Aufstellungsformen und mit Gegenständen arbeiten. Zahlreiche Fallberichte veranschaulichen Therapie- und Interventionstechniken.
Literatur: Blackout, Bauchweh und kein' Bock. Therapie und Coaching bei Prüfungsangst, Prokrastination und Leistungsdruck. Carl-Auer Verlag, 2021, Nolle.