Dr. Michael Bohne
Dr. med. Michael Bohne, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Leiter des Fortbildungsinstituts PEP®. Michael Bohne ist einer der bedeutendsten Vertreter der Klopftechniken in Deutschland und hat diese entmystifiziert und prozessorientiert weiterentwickelt, sowie mit psychodynamisch-hypno-systemischem Wissen kombiniert. Er initiierte Hirnforschung an der MHH (Medizinische Hochschule Hannover), an der die weltweit ersten drei Projekte zur Erforschung des Klopfens und PEP mittels fMRT durchgeführt wurden. Zwei der Studien sind als Open Access hochkarätig veröffentlicht (siehe https://www.dr-michael-bohne.de/publikationen.html). Eine aktuelle Studie zu PEP bei mittelgradigen Depressionen läuft gerade.
Michael Bohne ist seit über 25 Jahren Auftrittscoach und hat viele Orchester Musikhochschulen und Orchesterakademien zum Thema Mentale Stärke trainiert, sowie Hunderte von InstrumentalistInnen und SängerInnen im Auftrittscoaching unterstützt.
Michael Bohne ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher über Auftrittsoptimierung, Klopftechniken und PEP. Zwei weitere langjährige Leidenschaften von ihm kreisen um die Frage, wie Neues in die Welt kommt und wie man Psycho- und TraumatherapeutInnen darin unterstützen kann, mit mehr Leichtigkeit, Zuversicht und Humor und mit einer höheren Selbstwirksamkeit und somit Zufriedenheit tätig zu sein. Ferner ist Michael Bohne ein Herold des demokratischen Landes Taiwan (ROC).
Hauptvortrag:
Hauptvortrag: Ambiguitätstoleranz, emotionales Selbstmanagement und ein starkes Selbstwertgefühl als unabdingbare Krisenbewältigungskompetenzen
Wir leben in einer von Multikrisen geschüttelten Zeit. Die Welt scheint aus dem Fugen. Alte Werte, Gewissheiten und Regeln gelten nicht mehr. Die Stimme der Vernunft ist vielerorten verstummt und ein emotionales, entwertendes Gegröle bestimmt den Debattenton. Wir alle sind in Gefahr, uns an Emokokken und anderen virulenten Erregern zu infizieren. Dysfunktionale Emotionen und Narrative kapern unsere Hirne. Was ist zu tun? In einem gesellschaftlichen und individuumsfokussierten Parcours geht es in meinem Vortrag und die Bedrohungen und Quellen unserer Resilienz und ein paar Ideen, was jetzt helfen könnte.
Workshop:
W003: PEP forte - ein Antidepressivum, welches die Behandlung von Menschen mit Depressionen erleichtert und bereichert
Das Thema Depressionen ist eines der wichtigsten in der Medizin, in der Psychotherapie, ja in unserer Gesellschaft. Laut Gesundheitsberichterstattung des Bundes leiden im Zeitraum von einem Jahr 12 % der Allgemeinbevölkerung im Alter von 18 bis 65 Jahren (das entspricht fast sechs Millionen Menschen) unter einer affektiven Störung (12-Monats-Prävalenz). Die Lebenszeitprävalenz liegt bei 19 % (Frauen: 25 %, Männer: 12 %). Auch unter den coronabedingten Belastungen sollen die Depressionen, vor allem bei Jugendlichen, nochmal deutlich zugenommen haben.
Gleichzeitig kann man mit der bisherigen Versorgungssituation bei weitem noch nicht zufrieden sein. Deshalb halte ich es für unabdingbar, dem Thema noch mehr Raum zu geben.
Die bisherigen Erfahrungen sprechen dafür, dass die konsequente Anwendung von PEP eine sehr große Bereicherung in der Behandlung von Depressionen darstellt. Gleichzeitig haben einige PEP AnwenderInnen aber noch nicht viel Erfahrungen bei der Anwendung von PEP bei Depressionen, da es hier vor allem um eine gute Beherrschung des KKT, des Selbstwerttrainings und der inneren Immunisierung vor Übertragungsfallen geht. Auch die Aktivierung einer positiven Heilungserwartung auf Seiten des Klienten (Sanabo Effekt) spielt eine große und herausfordernde Rolle.
Auch haben sich viele PEP Erkenntnisse und Erfahrungen erst in den letzten Jahren so sehr verdichtet, dass sich daraus eine sehr inspirierende und bereichernde Behandlungspraxis bei Depressionen mit PEP ergibt. Nicht zuletzt die Frage, welche positive Botschaft in der Depression stecken könnte, bzw. welche unbewussten Dynamiken wirken, gehört dazu. Aufgrund der vielen positiven klinischen Beobachtungen haben wir eine klinische Studie mit 48 PatientInnen durchgeführt, in der die Wirksamkeit von PEP bei mittelgradigen Depressionen untersucht werden sollte. Die Behandlungsdauer betrug hierbei lediglich 12 Sitzungen (Studie befindet sich gerade in der Auswertung).
Nach einem Einführungsvortrag soll eine Livedemo zum Thema Depressionen erfolgen.
__________
W061: Wenn Reden nicht nur nicht reicht, sondern stört, belastet oder kontraindiziert ist – Verdecktes Arbeiten mit PEP®
Wir haben ja in den letzten Jahren vier sehr erfolgreiche Tagungen mit dem Titel „Reden reicht nicht?!" veranstaltet und zeigen können, dass moderne Psychotherapie weit mehr braucht als Sprache. Vor allem wenn es emotional hoch her geht und die/der KlientIn unter starken emotionalen Aktivierungen, wie z.B. Ängsten oder belastenden Erinnerungen leidet. Somit kommt man, will man auf physiologischer Ebene nachhaltig etwas ändern, nicht umhin, den Körper bei der Überwindung solcher Symptome mit einzubeziehen. Deshalb sind die sog. Klopftechniken in der Psycho- und Traumatherapie äußerst interessant, hilfreich, ja revolutionär. Sie zeichnen sich häufig durch eine ungeahnte Geschwindigkeit bei emotionalen Veränderungsprozessen aus und stärken die Selbstwirksamkeitserfahrung auf Seiten der KlientInnen, aber auch auf Seiten der BehandlerInnen. Die Effektstärken der vorliegenden Studien zum Thema Klopfen z.B. bei Ängsten und bei PTSD sind überdies beeindruckend (siehe u.a. Pfeiffer, A., Was ist dran am Klopfen? Eine Übersichtsarbeit. 3/2018 Psychotherapeutenjournal, S. 235 – 246).
In keiner anderen Methode hatte der Referent selbst so häufig ein Flowgefühl, wie bei PEP – und dies hat ganz klare Gründe. PEP hat eine präzise Grammatik, somit ist es immer ganz klar, wie interveniert werden muss. Dies führt dazu, dass das hohen Anforderungsprofil der Klientenanliegen auf ein hohes Fähigkeitenprofil auf Seiten der BehandlerInnen trifft. Dies ermöglicht Flow.
Die unter dem Begriff Bottom–up Techniken bekannten Ansätze (Klopfen, EMI, EMDR, Brainspotting, etc.) sind allesamt sehr spannend und hilfreich, jedoch reichen auch sie nicht, da sie primär auf neuronale im Zwischenhirn organisierte Strukturen zu wirken scheinen. Durch die Entdeckung der Big Five Lösungsblockaden in der PEP (Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie), die im präfrontalen Kortex organisiert sind, konnten sehr präzise therapeutische Interventionen dieser Lösungsblockaden entwickelt werden. Es wurde deutlich, dass es sich bei den Big Five Lösungsblockaden um ubiqitär vorkommende anthropologische Phänomene handelt. Die Entwicklung des Kognitions-Kongruenz-Tests (KKT) machte es überdies möglich, in ungeahnter Geschwindigkeit und Leichtigkeit unbewusstes, ambivalentes und transgenerationales Material hochzuspülen und mittels der PEP Interventionsarchitektur zu transformieren. Das Selbstwerttraining komplettierte den PEP Methodenkoffer.
Nun gibt es aber immer wieder klinische Situationen, in denen unsere Klienten gar nicht genau erzählen wollen oder können, worunter sie leiden. Sei es, aus verschiedensten Ängsten, da es den Klienten durch das Erzählen immer schlechter geht oder sei es aus Scham, oder einfach da es keine Worte für das Erlebte gibt. Oder sei es, dass die Themen so hochkomplex sind, dass sie sowohl die KlientInnen, also auch die TherapeutInnen überfordern. Hier hat sich das verdeckte Arbeiten mit PEP als eine sehr hilfreiche und entlastende komplexitätsreduzierende Interventionsstrategie entwickelt. Mit ihr ist es gerade in hochkomplexen Situationen, sowohl für TherapeutInnen, als auch für KlientInnen gut möglich Orientierung zu behalten, bzw. wiederzuerlangen und therapeutische Entlastungen und Fortschritte zu schaffen.
In dem Workshop soll ein kurzer Input erfolgen und dann diese Arbeitsweise anhand mehrerer Live-Demonstrationen gezeigt werden.