Dr. Michael Raisch
Dr. Michael Raisch; Soziologe, Diplom Psychologe und psychologischer Psychotherapeut, niedergelassen als systemischer Therapeut und Verhaltenstherapeut in Kombination mit emotionsbasierten Methoden; Lehrtherapeut (SG); Supervisor, Trainer und Dozent in systemischen Psychotherapieausbildungen.
Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Verbindung systemisch-konstruktivistischer Theorie und Praxis mit erlebnisorientierten und emotionsaktivierenden Verfahren wie Schematherapie, Emotionsfokussierte Therapie, innere Kindarbeit, Mitgefühlsorientierte Therapie, etc.
Ein wichtiger Wendepunkt in meiner psychotherapeutischen Laufbahn fand statt, als ich vor etwa 20 Jahren merkte, allein mit kurzzeittherapeutisch, stringent lösungsorientierten Ansätzen werde ich nicht allen Klientinnen gerecht; manche kommen nach Jahren wieder und zeigen mir, dass es für eine nachhaltigen Wandel Veränderungen braucht, die auch in unserem emotionalen Teil des Gehirns, dem limbischen System, ansetzen.
Autor des Workshops Ich fühle, also bin ich, des Aufsatzes Emotionen als transformative Kraft in: Systhema 37. Jg 2023 und Buchautor des Werks Emotionen in der systemischen Therapie. Grundlagen und Methoden einer integrativen Praxis bei Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 2022
Workshop:
W089: Emotionen in der systemischen Therapie. Zur Integration emotionsbasierter Ansätze oder wie Denken und Fühlen Beine bekommen
Der Workshop integriert emotionsfokussierte, schematherapeutische und mitgefühlsorientierte Methoden auf Basis einer konstruktivistischen Erkenntnistheorie mit systemischen, hypnotherapeutischen und lösungsorientierten Ansätzen.
Ausgangsfragen: Wird emotionalen Prozessen sowohl in der Systemtheorie als auch in der systemischen Therapie bisher genügend Beachtung geschenkt? Wie können unangenehme Gefühle wie Angst, Wut, Verletzlichkeit, Scham und Trauer als wichtige Ressourcen und Auftragswegweiser für nachhaltige Veränderungsprozesse betrachtet und für eine bessere Emotionsregulation des Klienten genutzt werden? Wie erzeugen unsere zumeist negativen Bewertungen dieser basalen Emotionen und die daraus folgenden Lösungsversuche jene Teufelskreise, die in der Diagnose psychischer Störungen münden? Mit welchen Methoden kann hier entgegengewirkt werden?
Der Workshop möchte nach kurzer theoretischer Einordnung zeigen, wie emotionsbasierte Verfahren psychische Prozess anregen, die nicht nur kognitiv sondern vielmehr auch für das implizite Erleben einen bedeutsamen Unterschied ausmachen. Mit gezielten Interventionen werden die automatisiert ablaufenden Denk- und Fühlmuster, die einem Zusammenspiel präfrontal-limbischer Prozesse entsprechen, auf eine Weise bearbeitet, dass diese und die mit ihnen verknüpften Verhaltensmuster sich wandeln. Dabei erweisen sich die eingeleiteten Wandlungsprozesse, die unser emotionales Gehirn betreffen, sogar als besonders nachhaltig.
Ich möchte in diesem Workshop darstellen, wie Denken und Fühlen auf neue Beine gestellt bzw. so operationalisiert werden können, dass sie auch bei schwierigen PatientInnen in eine neue Dynamik geraten, um eine nachhaltige Veränderung anzuregen.
Mittels einer Demonstration sollen hierfür die elementaren Prozessoren unseres psychischen Systems auseinander-gesetzt werden, so dass offensichtlich werden kann, wie sich Fühlen und Denken sowohl störungsspezifisch zirkulär und selbstrekursiv verstärken und auch hochschaukeln können als auch wie die gleichen dynamischen Grundpfeiler unserer Psyche für therapeutischen Fortschritt in Szene gesetzt und für nachhaltige Wandlungsprozesse genutzt werden können.