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Prof. Florian Beißner

Prof. Dr. Florian Beißner ist Professor für Systemische Neurowissenschaften und wissenschaftlicher Leiter des Insula-Instituts für integrative Therapieforschung in Hannover. Darüber hinaus ist er als Therapeut für sinosomatics in eigener Praxis tätig und bildet andere in diesem Therapieverfahren aus. Nach dem Physik-Studium an der TU München absolvierte er ein Aufbaustudium in Chinesischer Medizin an der Universität Porto. 2010 promovierte er an der Goethe-Universität Frankfurt mit einer Arbeit zur funktionellen Bildgebung des vegetativen Nervensystems. Nach Postdoc-Aufenthalten in Jena und an der Harvard Medical School habilitierte er sich 2014 für das Fach Systemische Neurowissenschaften. Kurz darauf wurde er an die Medizinische Hochschule Hannover berufen, wo er bis 2020 Stiftungsprofessor war. Er ist Autor von über 50 Publikationen und wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet.


Workshop:

Sinosomatics ist ein therapeutischer Ansatz, der das empirische Wissen der traditionellen ostasiatischen Medizin mit ausgewählten Elementen der westlichen Hypnotherapie verbindet. Die Vorsilbe sino steht dabei für die Einflüsse aus dem ostasiatischen Kulturkreis, zu denen die Stimulation des Körpers an bestimmten Punkten sowie traditionelle Konzepte zur Dynamik leiblicher Empfindungen gehören. Der Begriff somatics hingegen steht für alle therapeutischen Ansätze, die die eigene leibliche Wahrnehmung des Menschen in den Mittelpunkt stellen. Das Ergebnis dieser Verbindung ist weder Psycho- noch Körpertherapie, sondern eine vollständig integrierte Kombination aus beiden.

Ein besonderes Merkmal von sinosomatics ist die Verbindung mentaler Techniken mit gezielter somatosensorischer Stimulation. Durch das breite Spektrum möglicher Stimuli (Dermaroller, Stimmgabel, Akupunktur, Wärme, manuelle Techniken) kann die Modalität dabei eng an die Bedürfnisse und leiblichen Empfindungen der Patient:innen angepasst werden. Wird beispielsweise bei ideosensorischen Techniken, wie dem „in die Hände legen“, eine Hand als kälter wahrgenommen, können wir diese durch einen warmen Stein wärmen, was nicht selten zu tiefgreifenden Transformationen beim „behandelten“ Problem führt. Aber auch viele andere Techniken, wie Exposition, hypnotische Altersregression oder Metaphernarbeit profitieren sehr von der Kombination mit somatosensorischer Stimulation. Dies führt insbesondere bei traumabedingten und sog. psychosomatischen Problemen oft zu schnellen und nachhaltigen Therapieerfolgen.
In diesem Workshop möchte ich neben einer inhaltlichen Einführung vor allem qualitative und neurowissenschaftliche Forschungsergebnisse der letzten Jahre zu sinosomatics vorstellen. Weiterhin werde ich das „In die Hände legen“ demonstrieren und die Teilnehmenden einladen, diese Technik am eigenen Leib zu erleben. Zuletzt werde ich unsere Ergebnisse zur Exposition bei gleichzeitiger somatosensorischer Stimulation („Bilder und Stimmen ausleiten“) vorstellen und welche faszinierenden Veränderungen die Patient:innen dabei erleben.