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W103: Meine Anteile, meine Haltung und ich – ein dynamisches Modell systemischer Haltung in Theorie und Praxis

Die systemische Haltung ist ein zentrales Konzept, das mich seit Langem fasziniert. Dabei stelle ich fest, dass sie in der Literatur aus meiner Perspektive häufig zu statisch definiert wird, ohne ausreichend die Dynamik und Herausforderungen zu berücksichtigen, die in realen Begleitprozessen auftreten. Insbesondere in komplexen und emotional aufgeladenen Situationen besteht die Gefahr, dass wir als Begleitpersonen aus dem ressourcenorientierten «Broaden and Build»-Zustand der positiven Psychologie in Defensivmechanismen abrutschen. Gefühle wie Ohnmacht, Wut, Verzweiflung oder Erstarrung können unsere Fähigkeit zu mentalisieren und den Prozess konstruktiv zu steuern erheblich beeinträchtigen.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, schlage ich ein aktualisiertes Modell systemischer Haltung vor, das die dynamische Aktivierung innerer Anteile sowie neurobiologische Netzwerke und deren Prozesshaftigkeit berücksichtigt. Es zeigt sich dabei deutlich: eine systemisch-konstruktivistische Haltung ist nicht allein durch theoretisches Wissen oder Sprache stabil zu entwickeln, sondern erfordert eine tiefere prozesshafte Verankerung.

Im Rahmen meines Workshops möchte ich dieses dynamische Modell vorstellen und zeigen, wie eine stabile systemische Haltung auch in emotional stürmischen Momenten aufrechterhalten werden kann. Der Workshop baut auf dem prozesshaften Therapieverständnis von PEP, sowie der hypnosystemischen Anteilsarbeit auf – und bezieht Erkenntnisse aus der Traumatherapie mit ein. Es werden Möglichkeiten vorgestellt und erfahrbar gemacht, wie eine systemisch-konstruktivistische Haltung entwickelt - und für herausfordernde Momente gefestigt werden kann.

In Übereinstimmung mit dem Kongressthema „Reden reicht nicht“ möchte ich verdeutlichen, wie Haltung weit über Sprache hinausgeht und wie sie durch gezielte, erfahrungsorientierte Prozesse nachhaltig gestärkt werden kann.